Zu Besuch auf der Insel Mainau

Die Insel Mainau

Eine kleine Blumeninsel mit ganz viel Charme.

„Sie ist eine kokette kleine Dame, diese Mainau, die stets und ständig große Aufmerksamkeit fordert, noch mehr Liebe und vor allem unaufhörlich neue Kleider.“

– Lennart Bernadotte

Schon vor einigen Jahrzehnten war diese geschichtsreiche Insel bei Konstanz, mitten im schönen Bodensee, ein gerne angestrebtes Reiseziel für unsere ganze Familie; dass sie sich jedoch mal zu so einer großen Inspiration entwickelt, ahnte damals noch niemand.

2018 fand unser erster photographischer Ausflug dorthin statt, in einer magentafarbenen Brokatrobe mit Panier, die auch seit da an den Namen „Bernadotte“ trägt, wie die dort ansässige Familie.
„Monschik“ war im Aufbruch und voller Tatendrang, den sonst immer auf der Schneiderpuppe photographierten Kleidern endlich Leben einzuhauchen. Was läge da näher, als auf eine Blumeninsel zu fahren, die gerade zur Sommerzeit in prachtvollster Blüte steht.

Es wurde zu einer unglaublichen Erfahrung. Nicht nur in dieser atemberaubenden Kulisse das Kleid mit den blumigen Hintergründen harmonieren und aufblühen zu sehen, sondern auch all die freudigen Blicke und Komplimente wahrnehmen zu dürfen. Wir schlenderten durch die Mammutbaum-Allee, besuchten die kleine, barocke Schlosskirche St. Marien, genossen die Aussicht auf den strahlend blauen See an der Viktoria-Linde und schwelgten in Erinnerungen an alte Tage, an einem kühlen und schattigen Plätzchen neben freundlichen Drillingsblumen.

Aus dem anfänglichen Wunsch nach einigen besonderen Bildern, erwuchs ein ganzes Erlebnis, mit unzähligen Touristenphotos, Gesprächen und interessanten Begegnungen, die noch viele Monate später ein Lächeln auf unsere Gesichter zauberten.

So entstand daraus die Idee ein eigens von der Insel inspiriertes Kleid zu entwerfen. Im folgenden Jahr entstand das Blumen- und Gartenkleid „Wallisnerya“, benannt nach einer phänomenalen und hochinteressanten Wasserpflanze. Das Kleid wurde aus goldig-grünem Seidensamt gefertigt und über und über mit Rosen-, Blütenapplikationen und Insektenbroschen verziert.

Wie die kleine Blumeninsel sollte es den Betrachter von Detail zu Detail durch die verschiedene Flora und Fauna führen und jedesmal von neuem dabei überraschen und faszinieren.

„Blühende Wasser und schwimmende Gärten“.

Im Sommer 2020 war es endlich so weit und trotz Anbeginn der Pandemie, wurde uns zum Glück dennoch eine Exkursion in’s Reich der Blumen ermöglicht. Die Bilder auf waren noch überwältigender als im Jahr zuvor und das Kleid fügte sich in einige Bereiche der Insel wie in ein Gemälde ein. Wir erkundeten diesmal sogar das Schmetterlingshaus und den Duftgarten. Vorallem an der goldenen Wassertreppe oder zwischen den weißen Hortensien ließ uns die Wirkung staunen – wie auch die dutzenden Touristen und Kinder um uns herum.

Erschöpft, aber lächelnd von einem Ohr zum anderen, erwuchs auch schon die nächste Idee. Die der „Vier Jahreszeiten“. Einige private Ausflüge auf die Insel zeigten sie jedesmal in einem neuen Gewand; je nach Blüte- und Jahreszeit konnte man so viel neues auf ihr entdecken. So wie im Frühling üppige Tulpenmeere, im Sommer Rhododendren und betörendste Düfte von über 500 verschiedenen Rosensorten, sowie im Herbst die Dahlienfelder.

Die Arbeit begann zum Jahresende hin mit dem silbernen Kleid des Winters. Aus einer Eingebung heraus wurde vorne am Rock eine eingeschneite Landschaft kreiert, mit Wegen durch einen märchenhaften Rosengarten, umgeben von glitzernden Eiskristallen, verspiegelten Flächen und vielen floralen Details. Im Frühling entstand das Frühlingskleid, fließend wie kaltes Wasser und die ersten mutigen, weißen Blüten unter der schmelzenden Eisdecke erweckend – auf den Schultern kehrten bereits die ersten Vögel zurück, um den kommenden Sommer anzukündigen. Im Sommer entstand ein prächtiges gold-orangenes Kleid, voller goldener Details; Schmetterlingen, Perlenketten und Rosen, warme Spitzen und Schleifen und im Herbst ein rotbraun-kupfernes Samtkleid mit glänzendem Laub und dunkelroten, sowie goldenen Sprenklern.

Es war eine sehr große Arbeit, die jedoch vielleicht nie in Gänze ausgeführt werden konnte…

Bis sich 2021 drei Freundinnen bereit erklärten auch diesen Traum wahrwerden zu lassen.

So ging es im August zum dritten Mal auf das „Blumenschiff“. Die Vorbereitungen, mit Anproben, Accessoires und Anreisen waren groß – doch es lohnte sich. Die Blumengewänder der vier Jahreszeiten konnten über die Insel schreiten. Für alle Beteiligten war es trotz der Aufregung und der heißen Temperaturen ein beeindruckender Nachmittag. Wir wandelten durch das schattige Arboretum mit seinen exotischen Bäumen, schlenderten durch den Hof des barocken Deutschordenschlosses und schritten gemeinsam die Treppen in den Rosengarten hinab, stets gefolgt von hundert neugierigen Blicken zwischen Brunnen und Skulpturen. Jedes Kleid fand seine passende Nische und es entstand ein bunter Strauß an schönsten Momenten.

Blumen kam auf unseren Gewändern seit Anbeginn eine große Rolle und Bedeutung zu. Manche Kleider gleichen ganzen Bouquets. Fasziniert durch die Schönheit, das intensive Farbenspiel, die Entwicklung der verschiedensten Blätter- und Blütenformen entwickeln sich auch die Gewänder wie Knospen aus Ideen zur vollen Blüte ihrer Gestalt. Es sind die schönsten Wunder der Natur, mit der man sich seit je her schmückte und zierte – Edelsteine in Kronen, Kränze, Pigmente, organische Formen und Muster der Tierwelt… Durch viele Epochen schlenderte der Adel in besonderstem Geschmeide durch paradiesische Gärten und ließ diesen Anlagen größte Sorgfalt und Mühe zukommen.

Es war und ist ein unvergleichliches Gefühl und Schauspiel diese Art von Symbiose zu entdecken und wiederzubeleben. Wir sind schon freudig gespannt, welche Idee sich wohl als nächstes in naher oder ferner Zukunft auf dieser vielseitigen Blumeninsel realisieren wird und wünschen der Familie Bernadotte, allen Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern der Insel bis dahin eine wandelbare und stets wunderschöne Zeit!

Alle Kleider und Exkursionen entstanden in Eigenregie aus großer Bewunderung diesem Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung heraus. Es ist wirklich zu jeder Zeit eine Reise wert!

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